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Dernbach [ENA] 08. September 2012. Beat-Fieber im Westerwald. Ins ’Haus an den Buchen’, dem Gemeindezentrum der idyllischen Ortschaft, zwischen Frankfurt und Köln gelegen, wird an diesem Samstagabend zu einer Rock ’n Roll Party der sechziger Jahre, par excellence, geladen - zur British Night.
Ein Blick auf’s Veranstaltungsposter genügt und man weiß, was die ’Beat-Uhr’ geschlagen hat; die Running Order ist vom Feinsten: Casey Jones & The Governors, Graham Bonney und Tony Sheridan, sowie The Stringbeats, die Lokalmatadore, deren Gitarrist und Sänger, Frank Orth, seines Zeichens Promoter des Events, weder Kosten noch Mühen gescheut hat, diese Revue-Passage durch die ’Beating Sixties’ auf die Beine zu stellen.

Bock auf Beat …
... den haben sie alle. Angefangen bei der Spielfreude der Musiker, die allesamt brillante Gigs auf’s Parkett legen, über ein enthusiastisches Publikum, die Evergreens seiner Stars lautstark mitsingend, in die Hände klatschend und vor der Bühne tanzend, bis hin zum Barkeeper, der vor lauter Applaudieren beinahe das Bierzapfen vergisst. Den Anfang machen The Governors. Anmoderiert von Georg Wolf, Keybordverstärkung der Stringbeats, rollen Jim Redford (Bass), Joachim Thierse (Drums), sowie die Gitarreros Raimund Eckholt und Ingo Marmulla den Roten Rock ’n Roll Teppich für ihren Frontman, Beat-Urgestein Casey Jones aus.

Die Performance des mittlerweile 76 jährigen quirligen ’Candy Man’ ist beeindruckend. Sich hin und wieder zwischendurch eine kleine Verschnaufpause gönnend, schießt er Hitraketen wie ’Don’t Haha’, ’Yockomo’ und ’Little Girl’ gen Himmel der British Night. Highlight der Show: ’Jack The Ripper’. Was Casey, diesen Song zelebrierend, an Charisma, Gestik und Mimik aus seinem schwarzen Schlapphut zaubert, ist schwerlich zu toppen.

Keine Küsse und keine Tomaten
Als nächstes steht ein Künstler auf dem Programm, für den wohl ’99,9 Prozent’ der weiblichen Zuhörerschaft, die die ’Siebenmeilenstiefel’ geschnürt hat, um nach Dernbach zu pilgern, ihren Sonnyboy live zu erleben. Nein, nicht den ’Brandy’ trinkenden ’Papa Joe’ wollen sie sehen, sondern Graham Bonney, dessen Bravo-Starschnitt wahrscheinlich noch an so mancher Zimmerwand hängt. Grahams Darbietung seiner Klassiker, unter anderem: ’Wähle 333’, ’Hey Little Lady’ und ’Du bist viel zu schön’, im Charakter eines Zwiegesprächs zwischen ihm und seinem Publikum, reißt die Leute von den Sitzen.

Im Anschluss an Bonney Boys Soloshow wird’s dann noch lebhafter. The Stringbeats, die Local Heroes, nehmen, zum ersten Mal an diesem Abend, ihre Heimatbühne in Beschlag. Zusammen mit Graham, der sich im Handumdrehen vom Herzen schmelzenden Frauenschwarm zum rockenden Gitarrenvirtuosen wandelt, bringen die fünf Jungs, sowie ’Das Girl mit dem La-La-La’ den Saal erneut zum kochen. Ob es beim Autogramme schreiben nach dem Konzert das eine oder andere Küsschen gibt – wer weiß! Tomaten fliegen jedenfalls keine.

Let The Good Times Roll
Die zweite Halbzeit der Westerwälder Beatparty wird von Tony Sheridan, den man auch den Erfinder der Beatmusik nennt, angerockt. Eskortiert von Nancho Campos am Schlagzeug und Tricky Gomes am Bass lädt die, von Paul McCartney als ’Teacher’ der Beatles bezeichnete, lebende Musiklegende die Dernbacher Beatgemeinde zum Turn durch die facettenreiche ’Sheridan-See’ ein. Der Trip führt durch Wellen aus Rock, Blues, Balladen und Eigeninterpretationen verschiedener Beatles-Songs, bis ’Captain Skinny Minny’ schließlich beim ’Bonnie over the Ocean’ vor Anker geht.

Nach dieser eher gediegenen Show kommt noch mal richtig Qualm in die Hütte. Einzug der ’Rock-Gladiatoren’ Frank Orth (Gitarre/Gesang), Hans Schlicht (Gitarre), Eugen Watermeyer (Bass), Markus Benner (Schlagzeug), Georg Wolf (Keyboards), angeführt von ’Rock-Amazone’ Martina Huckriede (die mit dem Goldkehlchen) – The Stringbeats! Neben Ohrwürmern der Sechziger präsentiert die Band gekonnt Hits querbeet durch den ’Rock ’n Roll-Garten’. Unter vielem anderen gibt es Déjà-vus mit den Rolling Stones, CCR, Tina Turner, Guns ’n Roses und Allanah Miles, die vom ca. 380-köpfigen Publikum frenetisch gefeiert werden. Es ist bereits weit nach Mitternacht, als die Bühnenlichter verlöschen und es heißt: “The Party is over!“

Fazit: Die Dernbacher British Night 2012 erweist sich als ein Event, der nach Da Capo schreit. Hervorragend organisiert und gestaltet, bis ins Detail. Allen Beteiligten ein großes Lob. Gleiches gilt auch für die Bands, sowie für’s Publikum. Man kann gespannt sein, welche Asse der Veranstalter für die nächste Party aus dem Ärmel zieht. Dir Frank, ein besonderes Kompliment: “Du hast ’nen verdammt guten Job gemacht!“

Kurt Reimann

 

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